Wein bestellen im Restaurant

Wenn du darauf achtest, werden dich alle lieben.
18.11.2020

«Wer möchte die Weinkarte?»

Die Chance ist ziemlich klein, dass sich zwei oder mehrere Tischnachbarn um die Weinkarte streiten. Meistens wandert die Karte immer zum gleichen Kollegen oder zur gleichen Kollegin oder jemand fühlt sich gezwungen und nimmt die Karte in Empfang. Widerwillig und bald in Schweiss gebadet.

Es gibt keine Anleitung, wie man den perfekten Wein im Restaurant findet. Aber ich kann euch ein paar Tipps geben, so dass ihr euch immerhin an zwei, drei Rettungsringen festhalten könnt.

So klappt's:

Rufe Dein Geografiewissen ab
Wollt ihr einen leichteren Wein, suche nach «kühleren Regionen». Wollt ihr einen schweren Wein, suche nach «wärmeren Regionen» (Faustregel, nicht in Stein gemeisselt!).

Sag was dir schmeckt
Gebe dem/der KellnerIn Bescheid, was ihr sonst so trinkt und benutze folgende Wörter: Schwere, volle oder leichte Weine. Trockene (nicht süsse) oder eher lieblichere (süsse) Weine.

Der Durchschnitt
Das Konsumverhalten der Schweizer, was Wein anbelangt, sieht wie folgt aus: 40% Schweizer Wein, 25% italienische Weine, 15% französische Weine, 12% spanische Weine und 4% Überseewein, 4% Portugal, Österreich u.a.. Wenn Du unsere Schweizer WinzerInnen unterstützen willst, dann entscheide Dich für einen Schweizer Wein. Wenn Du dich nicht so mit Schweizer Weinen auskennst, dann frage jemanden in der Runde oder die/der KellnerIn. Wenn Du keine Lust auf Schweizer Wein hast, dann wähle einen italienischen Wein aus (Beliebte Gebiete: Piemont, Toskana, Sardinien, Sizilien)... So gehst Du meistens auf absolute Nummer sicher.

Mein Tipp:

Zum Apéro IMMER Schweizer Weisswein. Hier geht alles. Immer. Es gibt nichts Schöneres, als neue Weine und Weinregionen zu entdecken. Sei mutig! Frag die Gruppe: «Losed. Ich kenn de Wii ned, aber hättet ihr au Luscht druf? Mal was Neus?» Wenn jemand mit «den kenne ich» antwortet, frage ihn, ob er ihn der Runde empfehlen würde.

Deine persönliche Rettungsinseln

Die Weinbranche wird mich jetzt auseinanderreissen wie eine schwer zu öffnende Verpackung. Meine Mission lautet: Weinwissen vermitteln. Es ist meine Aufgabe, euch Weinwissen auf eine einfache Art und Weise in den Kopf zu stopfen. Was ist aber, wenn ihr in einem Resti sitzt und wirklich absolut keine Ahnung von Wein habt?

In diesem Fall empfehle ich euch die untenstehenden Weine, welche normalerweise sehr mehrheitsfähig sind. Und aus genau diesem Grund, für meine Banalität, werde ich wahrscheinlich für immer und ewig verachtet... aber für euch mache ich alles. Es ist für das Wohl der ahnungslosen Weingesellschaft, nicht für mich und auch nicht für andere Experten:

Süffige Weissweine zum Apéro

  • Roero Arneis
  • Sauvignon Blanc (Sancerre)
  • Johannisberg
  • Räuschling

Essensbegleiter für Fischgerichte

  • Chardonnay (mild und rund)

Leichtere Hauptgänge

  • Nebbiolo
  • Gamay
  • Pinot Noir

Schwerere Hauptspeisen

  • Rioja
  • Zweigelt
  • Touriga Nacional
  • Toskaner

Für Fleischliebhaber

  • Malbec
  • Cabernet Sauvignon
    Indem ich nun ganz strikte Pairings empfohlen habe und hunderte Weine/Traubensorten ignoriert habe, habe ich mich nun total disqualifiziert. Dafür habt ihr nun einen blassen Schimmer beim nächsten Mal.
    Ganz wichtig ist auch das Probieren des bestellten Weines. Es ist essentiell. Hier die wichtigsten Punkte:

Der Probierschluck

Die «Dos» beim Wein bestellen

Etikette lesen

Erinnerst Du dich noch an den Wein, den Du ausgewählt hast? ;-) Dann lese kurz die Etikette und prüfe, ob es effektiv der Richtige ist. Achte beim Weinauswählen auf den Namen und den Jahrgang. Wenn der/die KellnerIn einen anderen Jahrgang bringt, könnte sich dies auf den Preis auswirken (meistens negativ).

Weinglas schwenken: Der evaporierende Alkohol zieht so die Aromen hoch und Du riechst tausendmal mehr

Rieche am Wein

Suche nach Fehlernoten. Der Wein riecht lecker? Dann ist alles i.O. Der Wein riecht irgendwie nach Keller oder nassem Karton? Muffig? Dann ist er gekorkt. Riechst Du nichts und hast keine verstopfte Nase? Dann sag dies dem/der KellnerIn und frage sie, ob sie den Wein evtl. dekantieren könnten. Schon nach 10 Min (je länger desto besser) wirst Du einen Unterschied merken

Probiere den Wein!

Nimm einen Schluck! Das ist so wichtig! Zum Teil kann der Wein ok riechen, aber im Mund total abflachen. Fehlt ihm der Kick? Die Säure? Er wirkt plump und fad? Dann ist er überegheit ;-) Hier kannst Du sehr gut sagen, dass der Wein definitiv seinen Höhepunkt schon gehabt hat und nicht mehr geniessbar ist. Zum Teil schmeckt man mit dem Gaumen besser, zum Teil mit der Nase, also immer beides machen!

Die Temperatur

Genauso wichtig wie der Geruchstest ist die Temperatur des Weines. Ist der Wein eiskalt, wird es schwierig, einen Korkgeruch oder irgendwelche andere Aromen herauszuriechen. Ist der Wein warm, dominiert der Alkohol und stellt alle anderen Aromen in den Schatten.

Die «Don'ts» beim Wein bestellen

Shit happens

«Ich mag diesen Wein nicht». Ist keine Argument, den Wein wieder zurückzuschicken. Dann hast Du einfach scheisse ausgewählt und/oder kennst deinen Geschmack/Weinstil nicht.

Waity Katie

Die halbe Flasche trinken und dann behaupten, dass er Zapfen hat. Geht gar nicht!

It's your choice

Alle am Tisch fragen, was sie gerne trinken möchten. 1. Die eine Hälfte weiss es nicht. 2. Die zweite Hälfte gibt fünf verschiedene Antworten. Frag, ob weiss oder rot, das sollte reichen.

Kein Essen wurde jemals durch einen nicht perfekt passenden Wein ruiniert.

Einen passenden Wein für sechs verschiedene Gerichte am Tisch zu finden, wird eher schwierig, solange kein Sommelier oder eine weinaffine Kellnerin Dir zur Seite steht. Also entspann Dich und wähle einen Wein aus, den Du magst und eventuell auch schon mit Freunden genossen hast. Die Hauptsache ist schlussendlich, dass ihr einen wunderbaren Weinmoment zusammen erlebt.

«Het dä Zapfe?»