Was ist besser Korken oder Drehverschluss?

Entscheide dich zwischen einem romantischen Abend oder einem kurzen Quickie.
10.11.2020

Jancis Robinson, die Master of Wine Legende aus England, bringt es auf den Punkt: «Die Weinproduzenten und Händler verbringen viel Zeit damit, sich selbst und sich gegenseitig zu fragen, wie sie mehr Menschen zum Weintrinken bewegen können. Und trotzdem verkaufen sie weiterhin den überwiegenden Teil ihrer Produktion so, dass sie nicht einmal geöffnet, geschweige denn konsumiert werden können, ohne eine besondere Ausrüstung, ohne grosse Geduld und Geschicklichkeit und unter Inkaufnahme einer beträchtlichen Fehlerquote.»

In der Alten Welt (Europa, Mittelmeerraum, Naher Osten, Nordafrika) ist das Thema der Flaschenverschlüsse heiss umstritten und viel diskutiert, während es in der Neuen Welt (USA, Südamerika, Südafrika, Australien, Neuseeland) keine Sau interessiert.

Das hat in erster Linie mit Tradition zu tun. In der Alten Welt wird seit mehr als siebentausend Jahren Wein produziert. Der Korkverschluss für Weinflaschen, wie wir ihn heute kennen, kam erst Ende des 18. Jahrhunderts auf. Wobei sein Ursprung bis ins antike Griechenland zurückgeht. Bereits damals wurden einfache Korkpfropfen als Flaschenverschluss verwendet. In der Neuen Welt wird erst seit Mitte des 16. Jahrhunderts Wein produziert, weshalb die Tradition «Kork» einen geringeren Stellenwert hat.

Welcher Verschluss ist nun besser? Dazu werden immer wieder neue Studien publiziert, die abwechselnd die Vorzüge beziehungsweise Nachteile von Drehverschluss oder Korken belegen.

Folgende vier Punkte lassen sich ins Feld führen:

1. Romantik

Wir lieben das romantische Ploppgeräusch des Korkens beim Flaschenöffnen.

2. Effizienz

Wir schätzen aber auch das einfache Öffnen eines Drehverschlusses. Bei diesem entfällt zudem der Druck, einen möglichen Korkfehler herausschmecken zu müssen. Ein Weinfehler kann aber trotzdem auftauchen. Der Drehverschluss schützt nicht vor Weinfehler.

3. Notwendigkeit

Etwa 99 Prozent aller heute auf dem Markt erhältlichen Weine kann man sofort oder innerhalb eines Jahres geniessen. Da spielt der Verschluss keine Rolle.

4. Potenzial

Das verbleibende eine Prozent jener Weine, die über ein Lagerpotenzial von fünf bis über fünfzig Jahre verfügen, benötigt eine langsame und stetige geringe Luftzufuhr, um sich voll entfalten zu können. Dies wird durch den Sauerstoff im Korken und den im Wein gelösten Sauerstoff gewährleistet. Mittlerweile gibt es aber auch schon Drehverschlüsse, die dank eines speziellen Produktionsverfahrens ebenfalls eine langsame und geringe Luftzufuhr gewähren. Ob allerdings eine Flaschenreifung über fünfzig Jahre mit einem solchen Drehverschluss genauso schön gelingt wie mit Korken, müsste erst noch bewiesen werden.

Gut zu wissen

Ungeöffnete Weine mit Korken liegend lagern: Der Korken bleibt dicht, solange ihn der Wein feucht hält. Wenn die Flasche steht, trocknet der Korken aus, wird porös, lässt zu viel Sauerstoff hinein, und der Wein wird zu Essig.

Mittlerweile wird mit verschiedenen Verschlüssen getüftelt: Kronkorken, synthetischer Kork, Glas usw.

Ich für meinen Teil finde es schwer zu glauben, dass wir am Ende des Weges angelangt sind. Sicherlich ist es nicht jenseits des menschlichen Einfallsreichtums, einen attraktiven, wirksamen, weinspezifischen Stopper zu entwickeln?

Falls du ein neues Projekt suchst: Die Weinwelt sucht nach sinnvollen Weinverschlüssen.