Naturnahe Weinalternativen - Fein, Fleiner, Am Fleinsten

Wieso Weinalternativen kein Hype sind.
6.1.2022

Unfreiwillige und freiwillige Abstinenzler:Innen unsere Gebete wurden endlich erhört. Schluss mit abgestandenem Mineralwasser und penetrant geschmackvollem Orangensaft, der dir die Geschmacksknospen versengt - Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, dass Orangensaft zu einem Apero gehört?. Haltet euch fest, denn Flein ist da und definitiv «here to stay».

Traubensaft vom Bodensee

Am Bodensee gibt es einen Ort, ein Weingut von dem aus man über die sich sanft erhebenden Weinberge und den majestätischen Bodensee bis hin zu den Alpen, die seit Jahrtausenden stolz in den Himmel ragen blicken kann. Morgens um 06.00 Uhr kriecht der Nebel über die Felder und schliesst sich mit seinen klammen Fingern um die fleissigen Arbeiter:innen. Die Stille wird nur durch das regelmässige Klicken der Schneidinstrumente und dem Rascheln der Kisten auf dem Boden, die immer voller werden, durchbrochen.

Dort auf diesem Weingut keltert die Familie Schmidt in traditioneller Manier ihre hochwertigen Traubensäfte. Aus Trauben, die eigens für diese Säfte angebaut werden. Ihr habt richtig gehört, Flein ist kein Nebenprodukt aus übrig gebliebenen Beeren, die es nicht in die Weinproduktion geschafft haben, ganz im Gegenteil. In sorgsamer Handlese werden die Trauben geerntet, nach dem Champagner Prinzip gepresst und schonend pasteurisiert (mehr dazu später). Das Resultat kann sich sehen lassen, denn die Säfte von Flein überraschen mit Frische, Eleganz und lebendiger Säure. Unserer Meinung nach alles andere als eine Alternative zum Apero Wein, sondern definitiv einer der Hauptdarsteller.

Weinkonsum in der Schweiz

Doch erst mal zurück zum Anfang. In den letzten 30 Jahren ist der Weinkonsum in der Schweiz von 49.9 Liter im Jahr 1990 auf 31.5 Liter im Jahr 2020 gesunken. Das sind ganze 18.4 Liter, oder 25 Flaschen, was 4(!!) vollen Kartons plus einer Flasche entspricht. Pro Kopf wohlgemerkt.

Je weiter man zurückgeht, desto grösser wird die Lücke.

Die Gründe sind unterschiedlich, doch spielt sicherlich auch der Wandel zu einem gesünderen und bewussteren Lebensstil eine grosse Rolle. Man nehme als Beispiel Yoga, Pilates, Ayurveda, Meditation und Co. Waren es vor 20 Jahren alles noch Randerscheinungen, sind es heute längst Teile unseres Alltags.

Unsere Konsumgewohnheiten haben sich definitiv geändert. Wenn man zum Beispiel beim Mittagessen im Restaurant diskret den Blick über die Tische schweifen lässt, fällt auf, dass nur sehr wenige volle Weingläser stehen bleiben (dass es sich bei den wenigen vollen Weingläsern um den Tisch handelt, an dem ich sitze, ist ein Gerücht, das ich weder dementiere noch bestätige). Bei den meisten Tischen werden sie direkt abgeräumt bzw. gar nicht erst aufgestellt. Das war vor 20 Jahren noch andersherum.

Auch sind die Zeiten vorbei, als man das Fitnessstudio noch Fitnessstudio nannte und zwar ein Abo löste, aber schlussendlich dann nur drei Mal hinging, vorzugsweise im Januar - die guten Vorsätze lassen grüssen. Inzwischen nennt sich das Fitnesstudio "Gym" und es hört längst nicht beim Training im Gym auf. Eine gesunde, fett- und zuckerarme Ernährung spielen eine grosse Rolle. Dazu gehören auch ein Verzicht oder eine Reduktion des Alkoholkonsums.

Alkohol und Schwangerschaft

Fun fact bis ungefähr um 1900 galt Alkohol als Allheilmittel und wurde oft schwangeren Frauen empfohlen. Übelkeit? Hier, ein Glas Brandy. Nervös, schlaflos? Kein Problem, ein Merlot ist die Antwort. Schmerzvolle Wehen? I got you girl, mit «groaning ale». Ein Bier, das speziell für diesen Zweck gebraut wurde. Doch es hört nicht bei der Schwangerschaft auf. Der Mythos, dass Champagner die Milchbildung ankurbelt, hält sich bis heute. Dasselbe wird übrigens über Rivella behauptet. Heute weiss man es natürlich besser und verzichtet während der Schwangerschaft und Stillzeit weitgehend auf Alkohol (nicht so auf Rivella).

Sind alkoholfreie Weine wirklich fein?

Nennen wir das Kind beim Namen: Die Alternativen sind selten verlockend. Über alkoholfreie Weine aus dem Supermarkt müssen wir nicht reden, denn meistens sind sie geschmacklich weit entfernt von unserem Lieblingswein. Sie erinnern an unsere Kindheit, als wir alkoholfreie Sekte aus Palstikkelchen schlürfen durften und uns ja so erwachsen gefühlt haben (so war es zumindest bei mir). Mineralwasser wirkt schnell abgestanden, vor allem wenn die Gläser im vornherein eingeschenkt werden. Den Organgensaft haben wir am Anfang schon erwähnt. Nach einem Schluck braucht der Gaumen erst mal 10 Minuten Erholung, bevor man wieder etwas anderes schmecken kann. Eistee oder Cola sehen nicht nur wenig feierlich aus sondern werden oft gar nicht erst angeboten. Mal ehrlich, wer will schon mit einem Glas Eistee anstossen?

Wir von Edvin sind der Meinung, dass Abstinenz nicht Verzicht bedeuten soll. Darum haben wir uns auf die Suche nach einem Traubensaft gemacht, der es locker mit unserem Lieblingswein aufnehmen kann.

Und wir haben unsere Suche sehr ernst genommen! Wie Frodo und seine Gefährten sind wir durch finstere Lande gewandert, haben Schneestürme überwunden und alle möglichen und unmöglichen Kreaturen besiegt, um den einen Saft für euch zu finden.

«ein Saft um sie zu knechten, sie alle zu finden, in den Apero zu treiben und ewig zu binden. Im Lande Edvin, wo die Weine wohnen»
(Originalzitat: Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden. Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.“- aus Herr der Ringe).

Und hier kommt wieder unser am Anfang so bildhaft beschriebenes Weingut vom Bodensee mit seinen drei Säften ins Spiel, nämlich mit:

  • Bacchus - eine fruchtig würzige Geschmacksexplosion, wie der gleichnamige griechische Gott überzeugt er mit einer Üppigkeit, die sich problemlos mit alkoholhaltigen Weinen messen kann.
  • Fizz – prickelnd und blumig. Man schliesse die Augen und denke an Frühling.

    Diese Traubensäfte sind zu 100% Handarbeit, naturbelassen, ohne künstliche Zusätze und weisen 0.0 Vol. % Alkohol auf.

    Zu verdanken haben wir Flein und seine Säfte Veronika Mitteregger, die der Winzerfamilie Gross aus Österreich entstammt. Sie hat den Impuls für das Projekt gesetzt. Indem sie sich, wie wir auf die Suche nach einem alkoholfreien Pendant zum Glas Wein machte und sich die Frage stellte, wieso gibt es keinen Traubensaft, der nach der Rebsorte schmeckt, aus der er gekeltert wurde? Und ist es überhaupt machbar, dass sich dieses Geschmackserlebnis im Saft konservieren lässt?
    Gemeinsam mit ihren Brüdern wählte sie, nach ausführlicher Beratung mit Experten, eine Parzelle in ihrem Weingarten aus und fing an zu experimentieren. Vorerst einmal mit der Sorte Sauvignon blanc. Weil sich die sortentypischen Aromen: Stachelbeere, Gras oder grüne Paprika in der Beere bereits sehr früh zeigen. Nach den Bedürfnissen des jeweiligen Safts werden die Reben von Hand gepflegt und es wurde gänzlich auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Die Beeren werden etwa 3 Wochen vor der üblichen Lese in der Region geerntet und schonend verarbeitet. Mit schonend meinen wir, dass der Auspressungsgrad bei ca. 55 % liegt, was in etwa der Presse von Champagner entspricht. Bitterstoffe und unreife Aromen bleiben somit zurück. Nur das Beste der Traube wird für diese Säfte verwendet. Auch bei der Pasteurisierung musste in die Trickkiste gegriffen werden, damit so viel Aroma wie möglich erhalten bleibt. Dies geschieht indem der Saft in der Flasche nur ganz kurz erhitzt und sofort wieder abgekühlt wird.
     
    2018 präsentierte das Weingut Gross seinen ersten Flein. Danach folgten weitere Winzer die sich aus Überzeugung dem Projekt anschlossen, so auch «unser» Weingut Schmidt vom Bodensee.
     
    Übrigens das Beste an den Säften ist, dass man sich getrost einen Nachschlag gönnen und problemlos eine ganze Flasche trinken kann. Das Kopfweh am nächsten Tag wird garantiert wegbleiben.
    In diesem Sinne «cheerio» liebe Wein- oder besser gesagt Saftfreunde.

Text by Gabriela Ilic

Die drei Säfte vom Weingut Schmidt vom Bodensee haben wir euch an unserem Event vom 12. und 13. November, dem Tag der offenen Flaschen, erstmals vorgestellt. Eure Reaktionen haben uns nicht enttäuscht. Von anerkennend nickenden Köpfen, Daumen hoch und «nice»- Ausrufen bis zu Spontankäufen. Eure Überzeugung ist unser Lob.